Presse

24. Juni 2013, ESSLINGER ZEITUNG

"My Fair Lady" mit Lokalkolorit
NEUHAUSEN: Männergesangverein macht ausverkaufte Egelseehalle zur Musical Hall
Mehr als 600 Mitglieder und sechs Chöre zählt der MGV Neuhausen. Mit "My Brezel-Lady in New York" präsentierte der Verein zwei musikalische Kurzgeschichten auf Schwäbisch.

In netto zwei Stunden zeigte er, was er zu bieten hat: Exakter Gesang, gute Solisten, eine klasse Band, überzeugender Tanz und humorvolles Schauspiel.Die Vorlage für "My Fair Lady" heißt "Pygmalion" und stammt von George Bernard Shaw. Dort, wo sein Stück aufgeführt werde, hatte dieser gewünscht, solle es im jeweiligen Dialekt geschehen. So wurde Lisbeth, Hauptperson des ersten Konzertteils, zur schwäbischen Brezeldame. Mit Constanze Seitz, die beim MGV Neuhausen den Nachwuchs unterrichtet, war sie gesanglich und tänzerisch bestens besetzt. Dass der Sprachlehrer Professor Heinrich Higgins (Thomas Walter) an ihrem Dialekt schier verzweifelte, nahm man ihm gerne ab. Nein, mit "Hochdeutsch in fünf Minuten" ließen sich die schwäbischen Nasallaute nicht austreiben. War die Vorbühne eben noch mit wenigen Darstellern und Sängern besetzt, und besangen die M-Singers das Leid des Professor Higgins, so öffnete sich plötzlich der Vorhang. Dahinter stand der große Chor bereit und sang "Es grünt so Grün...". Vor Überraschungen wie dieser waren die 700 Zuhörer in der ausverkauften Egelseehalle nie sicher. Neben den MGV-Pagen und den Grashüpfern tanzten zwei Paare des TSV Walzer. Die Musik wurde eingespielt. Die achtköpfige Tanz- und Showband SevenUp, die ansonsten für die Begleitung sorgte, machte das punktgenau und entspannt. Was nicht heißt, dass die Choristen auf die Band angewiesen waren: Bei "Griechischer Wein" im zweiten, dem Udo-Jürgens-Konzertteil, genügte das Akkordeon. Beim wunderschön arrangierten a-cappella-Stück "Die Sonne und du" erwiesen sich die Herren als wunderbar zart.
SCHNÖRKELLOSE INSZENIERUNG
Anstatt einer Moderation wurden die Udo-Jürgens-Lieder durch Theaterszenen im "Café Sahne" verbunden. Dass die Abläufe, passend zur schnörkellosen Inszenierung, völlig reibungslos gelangen, zeugte von Routine, guter Vorbereitung und einer fitten „MGV-Crew". Gemeint sind die Herren im schwarzen T-Shirt, die in den richtigen Momenten auftauchten, zugriffen und wieder verschwanden. Zusammengerechnet standen etwa 200 Leute auf der Bühne. Geübt hatten sie nie genug: In der Pause versammelte sich das Damentrio um das Klavier, um für den zweiten Teil "Vielen Dank für die Blumen" zu wiederholen.
Bei "Immer wieder geht die Sonne auf" und vereinzelt anderswo merkte man dem großen Chor allerdings leichte Text- und Einsatzprobleme an. Mit ganz anderen Problemen hatte da der junge Lukas (Mathias Günter) zu kämpfen. "Warum hat mich keiner gewarnt, dass es so teuer sein kann, eine Freundin zu haben?" So sang er klagend sein Solo: "Mathilda, sie nimmt mein Geld und kauft ein neues Paar Schuh." Das entspricht textlich nicht ganz dem Original. Sabine Gronau und Michael Mayer hatten die Texte für beide Konzertteile neu geschrieben, die Dirigenten Klaus Breuninger, Magdalena Fischer und Klaus-Peter Klapper für die Arrangements und Chorsätze gesorgt. "Wir fliegen endlich nach New York und danach auch noch Hawaii..." hieß es beim Happy End mit Lottogewinn. Redaktion: Peter Dietrich