Presse

08. November 2017, ESSLINGER ZEITUNG

Multimediale Projekt setzt Chorsänger in Szene
NEUHAUSEN: "Feuchtes Eck" arbeitet mit den Künstlern Jürgen Palmtag und Doris Schmidt - „Schöne Nacht“ wird am 10. November uraufgefürht
Ein bisschen aufgeregt ist Dieter Schaller, wenn er an den Auftritt seines Kammerchors „Feuchtes Eck“ beim Kunstverein Neuhausen denkt. Am Freitag, 10. November, um 19 Uhr werden die Sänger Teil eines Kunstprojekts, das der Künstler und Musiker Jürgen Palmtag aus Schörzingen und die in Berlin lebende Videokünstlerin Doris Schmid angestoßen haben. Der Chor singt das Lied „Schöne Nacht“ des Komponisten Heinrich Kaspar Schmid. Der Text stammt von dem Lyriker Carl Busse. 1903 wurde das Werk zum ersten Mal vertont. Dazu haben die Künstler eine audiovisuelle Installation im Kunstraum in der Rupert-Mayer-Kapelle vorbereitet.

Susanne Jakob, die wagemutige Kuratorin des Kunstvereins Neuhausen, ist gespannt auf die Zusammenarbeit. „Da treffen sich zwei Welten“, sagt die erfahrene Kulturvermittlerin mit einem Lächeln. Dieter Schaller und sein Männerchor sind einfach nur neugierig, was sie bei der gemeinsamen Probe am 8. November erwartet. „als wir gefragt wurden, haben wir uns nicht gesperrt“, sagt Schaller. Die Lust am Experiment sei es, was ihn und seine Sänger umtreibe. Der Kammerchor des Männergesangvereins (MgV), der seit 1908 besteht, wagt sich auch an anspruchsvolle Stücke. Dirigent Klaus Breuninger will die ambitionierten Laien auch mit schwierigen Stücken fordern. 
Mit dem innovativen ästhetischen Projekt betreten Schaller und seine Mitstreiter nun Neuland. Walter Schuhmacher, der eigens aus eesslingen zu den Proben des „Feuchten Ecks“ in den schön restaurierten Saalbau in Neuhausen kommt, freut sich auf die Herausforderung. „Ich weiß gar nicht, was uns erwartet.“ Er ist vor kurzem aus Mönchengladbach nach Esslingen gezogen, und hat in Neuhausen seinen Chor gefunden, „der mich richtig fordert“.

Die Neugier der Sänger gefällt Jürgen Palmtag, der sich als Zeichner und Soundkünstler einen Namen gemacht hat. Vor zehn Jahren hat der Künstler, der in Schömbergschörzingen im Schwarzwald lebt, die gebürtige Schweizerin Ddoris Schmid bei einem gemeinsamen Stipendium in der Cité International des Arts Paris kennengelernt. Partizipative Projekte wie jenes in Neuhausen reizen die beiden Künstler. „Den anspruchsvollen Chor aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel zeigen“ will Palmtag mit den Mitteln der Klang- und der Medienkunst. „Neuhausen hat ein sehr lebendiges kulturelles Leben“, Schildert Palmtag den Suchlauf. Viele Chöre haben er und Doris Schmid angeschaut, aber das „Feuchte Eck“ habe „wegen des hohen künstlerischen Anspruchs“ einfach gut gepasst.

„Den anspruchsvollen Chor Feuchtes Eck wollen wir aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel zeigen.“

Palmtag hat viel Erfahrung mit Projekten im öffentlichen Raum. Nach dem Studium der Malerei und Grafik an der ehemaligen Hochschule der Künste in Berlin in den 70er-Jahren wendete er sich verstärkt Multimediaprojekten zu. Mit seinen Klangexperimenten gewann er auch einige Hörspielpreise. „Mich reizt es, mich zwischen den Künsten zu bewegen.“
Das Projekt mit dem Kunstverein Neuhausen wird unter anderem aus dem Innovationsfonds des Landes Baden-Württemberg gefördert. Zunächst hatte Palmtag die Sänger gebeten, sich ein Lied auszusuchen, das ihnen besonders am Herzen liegt. Das war ganz klar „Schöne Nacht“, erinnert sich Dieter Schaller an die Vorgespräche. „Wir haben zu dem Titel einen besonderen Bezug, singen ihn oft am Ende der Proben.“ Nun ist er gespannt, wie sich der Titel „mit seinem poetischen Text und der schönen, schlichten Melodie“ als audiovisuelles Projekt weiterentwickeln lässt. Redaktion: Elisabeth Maier