Presse

12. Oktober 2020, ESSLINGER ZEITUNG

Die Enttäuschung ist groß
NEUHAUSEN: Schweren Herzens musste "Das Feuchte Eck" des MGV "Die lange Nacht des Weins" absagen.

Eigentlich wollten sie am Samstagabend im Saalbau ihr Publikum verwöhnen, mit Opernchören, Schlagern, Popsongs und Liedern, die den Wein besingen - kurzfristig und schweren Herzens musste "Das Feuchte Eck", eine Chorgruppe des Männergesangvereins Neuhausen (MGV), "Die lange Nacht des Weins" jedoch absagen. Wie so vielen Veranstaltungen im Landkreis, machten die steigenden Infizierten-Zahlen an diesem Wochenende auch diesen Sängern, die für ihre Veranstaltung intensiv geprobt und vieles vorbereitet hatten, einen Strich durch die Rechnung. Und das nicht zum ersten Mal: "Die lange Nacht des Weins" war Coronabedingt bereits vom Mai in den Oktober verschoben worden.

"Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", berichtet der Vorsitzende Dieter Schaller, der für den Konzertabend ein Hygienekonzept für den Saalbau erstellt hatte. Seit dem vorvergangenen Wochenende hatte er die Entwicklung mit Sorge beobachtet und sich schließlich am Dienstag mit der Gemeindeverwaltung in Verbindung gesetzt. "Die Formulierung in der Landesverordnung war anfangs nicht eindeutig: Was zählt als private, was als öffentliche Veranstaltung?", sagt er. Schnell wurde klar, dass statt der geplanten 110 nur 50 Gäste teilnehmen durften. Am Donnerstag wurde die Zahl sogar auf 25 heruntergesetzt, die neun Sänger und ihr Dirigent inbegriffen. "Eine Veranstaltung lebt ja nicht nur von dem, was vorgetragen wird, sondern auch von der Stimmung im Saal. Wenn da nur so wenige Menschen sitzen, können wir auf der Bühne Purzelbäume schlagen, und es kommt trotzdem keine Stimmung auf", sagt Dieter Schaller und beschloss - auch mit Blick auf Sicherheit und Wohlergehen aller Beteiligten und dem Publikum - die Absage der Veranstaltung. "Die Enttäuschung ist groß, es ist uns sehr schwer gefallen", so Schaller.

Es entsteht eine gewisse Unsicherheit, wenn der Nebenmann fehlt, weil er zwei Meter entfernt steht.

Chorproben für "Die lange Nacht des Weins" waren wegen der Pandemie lange nicht möglich gewesen. Erst im Juli wurden die Proben wieder aufgenommen, verantwortungsbewusst und vorsichtig, wie Schaller betont: "Wir können im Saalbau die Abstände einhalten." Ein Hygiene- und Wegekonzept wurde entwickelt und von der Gemeinde genehmigt. Das Proben auf Abstand war für alle Beteiligten eine völlig neue Erfahrung. "Es hat Zeit gebraucht, bis wir uns in die Situation eingefunden haben. Da ist eine gewisse Unsicherheit, wenn der Nebenmann fehlt, weil er zwei Meter entfernt steht. Und die Akustik im Saalbau ist sehr gut, manchmal zu gut, da hört man jede noch so kleine Unsicherheit, die man vorher beim Singen direkt nebeneinander gar nicht gehört hat", gesteht er lachend.

Mitte Juli wurde das Publikum im Saalbau-Biergarten bei einer Open-Air-Sommerserenade mit Auszügen aus dem Weinprogramm unterhalten: "Alle Plätze waren besetzt, die Menschen standen sogar im Freien in dem kleinen Park nebenan und haben uns zugehört." Für den Chor war das Bestätigung und Verpflichtung zugleich, erzählt Dieter Schaller: "Die Menschen brauchen diese Abwechslung, gerade in schwierigen Zeiten."
Obwohl die Corona-Pandemie ihnen nun zum zweiten Mal das Konzert verhagelt hat, bleiben Schaller und seine Sänger optimistisch: "Jetzt motivieren wir uns mit Blick auf Advent und Weihnachten und hoffen, dass die Ansteckungszahlen wieder sinken und es wieder Lockerungen gibt." Für den zweiten Advent hat "Das Feuchte Eck" im Saalbau ein Weihnachtskonzert geplant. Und auch einen Termin für "Die lange Nacht des Weins" für 8. Mai 2021, am Abend vor Muttertag, soll dann in der Egelseehalle endlich das lange und mit Dirigent Klaus Breuninger geprobte und zweimal verschobene Programm aufgeführt werden. Redaktion: Gaby Weiß